Die Welt Kompakt vom 23.05.2006

FRANKFURTER MUSIKERINNEN

Wie ein Glas klares Wasser
Von Ulrike Netter

Die schlanken Finger gleiten virtuos über die Klaviertasten, mal herausfordernd und keck, mal leise und in sich gekehrt. „Dies ist ein Stück über das Spiel von Boys mit der Liebe“, sagt die Frankfurter Sängerin und Pianistin Ellen Klinghammer bei einem ihrer Solo-Auftritte in Oberursel schüchtern ihr nächstes Lied an.

Das Publikum hält gespannt den Atem an. Kein Rascheln oder Flüstern, noch nicht mal das Klicken eines Feuerzeuges. Und schon haut sie in die Tasten, schräg und jazzig, als wolle sie all ihre Wut über verletzte Gefühle an ihnen auslassen. „Ich bin sehr extrem. Wenn ich meine Texte schreibe, lasse ich mich absolut fallen und öffne mich“, sagt die 26jährige. Auf der Bühne wiederum fühle sie sich unsicher. Dann erhebt sich ihre klare Stimme und verschmilzt mit dem Piano zu einer melodischen und komplexen Klang-Symbiose. Kein seichter Pop bietet sich dem Zuhörer, sondern ein mutiges und facettenreiches Experimentieren mit Tönen. Tori Amos kommt da in den Sinn. Mit einem „Glas klares Wasser“ verglich der Berliner Buchautor und Sänger Sven Regener ihre Lieder. Doch wirklich vergleichbar ist Ellen Klinghammer nicht.

Höchstens die unbeirrbare Leidenschaft, die sie seit ersten Auftritten im Rhein-Main-Gebiet und Berlin trotz Schüchternheit immer weiter treibt und jetzt ihr Debüt-Album „Holly’s Songs“ hervorbrachte. Ihr größter Traum sei wie ihr Vorbild Björk einmal in der Alten Oper mit einem Orchester aufzutreten.

Er sollte doch bald wahr werden.

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